Die Lyme-Borreliose ist eine der häufigsten durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten in Europa und Nordamerika. Oft verläuft die Infektion zu Beginn unbemerkt oder wird nicht richtig behandelt, was dazu führen kann, dass sich die Krankheit über längere Zeiträume hinweg entwickelt. Diese sogenannte verschleppte Borreliose kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. In diesem Artikel erfährst du, wie du verschleppte Borreliose-Symptome erkennen kannst und wann ein Arztbesuch ratsam ist.
1. Was ist verschleppte Borreliose?
Wenn Borreliose nicht rechtzeitig diagnostiziert oder behandelt wird, spricht man von verschleppter oder chronischer Borreliose. In den frühen Stadien kann Borreliose gut mit Antibiotika behandelt werden. Werden jedoch die ersten Symptome nicht erkannt oder bleibt die Infektion unbemerkt, kann sich die Krankheit über Monate oder Jahre weiter im Körper ausbreiten und verschiedene Organsysteme betreffen. Eine verschleppte Borreliose äußert sich oft durch eine Vielzahl unspezifischer Symptome, die eine Diagnose erschweren.
2. Erste Symptome der Borreliose: Warnsignale erkennen
Die Borreliose beginnt in der Regel mit grippeähnlichen Symptomen, die oft nicht sofort mit einem Zeckenstich in Verbindung gebracht werden. Zu den häufigsten ersten Anzeichen gehören:
- Fieber
- Müdigkeit
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Gelenkschmerzen
Ein besonders charakteristisches Symptom ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Es handelt sich dabei um einen roten, oft ringförmigen Hautausschlag, der sich um die Einstichstelle des Zeckenbisses bildet. Diese Wanderröte ist jedoch nicht immer vorhanden, weshalb Borreliose in vielen Fällen nicht direkt erkannt wird.
3. Späte körperliche Symptome bei verschleppter Borreliose
Wenn Borreliose unbehandelt bleibt oder die Behandlung zu spät einsetzt, breitet sich die Infektion im Körper weiter aus. Typische verschleppte Borreliose-Symptome betreffen vor allem das Nervensystem, die Gelenke und das Herz. Zu den häufigen Symptomen gehören:
- Chronische Gelenkschmerzen: Häufig betroffen sind die großen Gelenke, wie Knie oder Hüften. Die Schmerzen können sich über Monate oder Jahre hinweg entwickeln und werden oft als wandernd beschrieben.
- Neurologische Ausfälle: In späteren Stadien kann Borreliose das Nervensystem befallen (Neuroborreliose), was zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Muskelschwäche oder sogar Lähmungen führen kann. Auch Sehstörungen und Gesichtslähmungen (Facialisparese) treten gelegentlich auf.
- Herzprobleme: In seltenen Fällen kann Borreliose eine Entzündung des Herzens (Lyme-Karditis) verursachen, die sich durch unregelmäßigen Herzschlag, Atemnot oder Brustschmerzen äußert.
4. Die Auswirkungen auf das Nervensystem: Neuroborreliose
Ein schwerwiegendes Stadium der verschleppten Borreliose betrifft das zentrale Nervensystem, bekannt als Neuroborreliose. In dieser Phase sind die Nervenbahnen und das Gehirn von der Infektion betroffen. Zu den neurologischen Symptomen gehören:
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen und mentale Verwirrung sind typische Anzeichen.
- Schwere Kopfschmerzen: Diese können oft durch eine Entzündung der Hirnhaut (Meningitis) hervorgerufen werden.
- Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen, Kribbeln und Muskelschwäche gehören ebenfalls zu den typischen Symptomen.
Neuroborreliose tritt typischerweise einige Monate nach der Infektion auf und erfordert eine spezielle und oft langwierige Behandlung.
5. Psychische Auswirkungen der verschleppten Borreliose
Neben den körperlichen Symptomen kann eine verschleppte Borreliose auch psychische Folgen haben. Da die Krankheit sich oft über einen längeren Zeitraum hinzieht, leiden viele Betroffene unter:
- Depressionen: Lang anhaltende Schmerzen und das Gefühl, nicht richtig verstanden zu werden, können depressive Verstimmungen auslösen.
- Angstzustände: Die Ungewissheit über die eigene Gesundheit und die Vielseitigkeit der Symptome können Angst und Panikattacken begünstigen.
- Schlafstörungen: Schmerzen und Unruhe können zu chronischen Schlafproblemen führen, was die Erholung zusätzlich erschwert.
Diese psychischen Symptome werden oft nicht sofort mit Borreliose in Verbindung gebracht, wodurch die Krankheit weiter verschleppt wird.
6. Wann du einen Arzt aufsuchen solltest
Wenn du nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome, ungewöhnliche Hautveränderungen oder Gelenkschmerzen bemerkst, solltest du sofort einen Arzt aufsuchen. Besonders dann, wenn sich die Beschwerden verschlechtern oder nach einigen Wochen wiederkehren, könnte eine Borreliose-Infektion vorliegen. Eine frühe Diagnose ist entscheidend, um eine Verschleppung der Krankheit zu vermeiden. Falls bereits chronische Symptome bestehen, empfiehlt es sich, einen Spezialisten aufzusuchen, der auf Borreliose und chronische Infektionen spezialisiert ist.
Fazit
Die Erkennung von verschleppten Borreliose-Symptomen kann schwierig sein, da sie sich über längere Zeiträume entwickeln und in vielen Fällen unspezifisch sind. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind der beste Schutz vor den langfristigen Folgen einer Borreliose. Besonders wenn du nach einem Zeckenbiss Symptome wie Gelenkschmerzen, neurologische Ausfälle oder Herzprobleme bemerkst, ist schnelles Handeln erforderlich.